Schielen und Augenmuskellähmungen

Informationen über das Schielen und Augenmuskellähmungen

Viele Schielformen sind eine ernsthafte Erkrankung, weil sie nicht rechtzeitig behandelt zu irreversibler Sehminderung führen. Sie gehen also weit über ein kosmetisches Problem hinaus.
In Mitteleuropa sind 6% der Bevölkerung von Schielen betroffen. Schielen ist vererbbar. Wir unterscheiden latentes (versteckes) Schielen (Heterophorie), manifestes Schielen (Heterotropie, Esotropie, Exotropie, Hypertropie, Zyklotropie).

Beim Begleitschielen (Strabismus concomitans) folgt das schielende Auge dem nicht schielenden Auge uneingeschränkt in alle Richtungen. Davon zu unterscheiden ist das Lähmungsschielen (Strabismus incomitans), dessen Schielwinkel in Abhängigkeit von der Blickrichtung variiert. Weitere Unterformen des Begleitschielens sind wechselseitiges Schielen, intermittierendes Schielen, Mikrostrabismus, normosensorisches Spätschielen, akkommodatives Schielen.

Schielen ohne Schielen heißt Pseudostrabismus, entweder durch eine Lidfalte im inneren Lidwinkel (Epikanthus bei Kindern und Asiaten) oder durch eine Verlagerung der Makula (Makulaektopie). Während das Begleitschielen sich in der frühen Kindheit manifestiert und auch in der Kindheit behandelt werden muss, kann sich das Lähmungsschielen später (im Erwachsenenleben) manifestieren, oft im Zusammenhang mit Systemerkrankungen (Neuropathien, Myasthenie, Verletzungen, Tumoren).

Übergeordnete Augenmuskelzentren im Hirnstamm sind der Ort für die Entstehung supranukleärer, komplexer Bewegungsstörungen. Dann können Lähmungen der Pupille und Augenzittern (Nystagmus) assoziiert sein. Schließlich kann die Augenbewegung auch rein mechanisch behindert werden, z.B. durch verdickte Sehnen (Brown Syndrom), oder Verletzungen (Orbitabodenfraktur).

Wann können wir helfen?

  1. Wenn die Diagnose „Schielen“ vom Augenarzt bereits gestellt ist und Sie Fragen dazu haben.
  2. Wenn Ihnen augenärztliche Behandlungsempfehlungen unklar sind, wie z.B. Brillenkorrektur, Abkleben (Okklusionsbehandlung), Tropfbehandlung (Atropinisierung), Übungstherapie (Orthoptik, Pleoptik).
  3. Wenn es Schwierigkeiten bei der Durchführung der Behandlung gibt, weil etwa die Kinder sich gegen das Abkleben eines Auges wehren und die Eltern sich schlecht durchsetzen können.
  4. Wenn Schieloperationen anstehen oder schon erfolgt sind, Ablauf, Erfolg und Risiken aber nicht überschaut werden können.

Was sind übliche Symptome?

  • Schielstellung eines Auges. Kinder beklagen sich selten über Sehstörungen, selbst wenn sie auf einem Auge bereits sehr schlecht sehen (Amblyopie). Kinder mit Begleitschielen klagen nicht über Doppeltsehen. Es sind deshalb oft die Eltern oder Großeltern, denen eine Schielstellung zuerst auffällt.
  • Ungewöhnlich heller Pupillarreflex auf Fotos. Auf Familienfotos fällt auf, dass die Pupille eines Auges deutlich heller leuchtet (erkranktes, schielendes Auge) als beim Partnerauge.
  • Ein Auge wird zufällig abgedeckt (Kaputze, Schal). Das Kind wehrt sich dagegen, weil zufällig das gut sehende Auge verdeckt wurde.

Fallstricke

  • Schielen tut nicht weh. Die Kinder mit Begleitschielen beklagen sich nicht. Das Behandlungsfenster ist zeitlich begrenzt. Deshalb ist es wichtig, Schielen zeitnah augenärztlich abklären zu lassen.
  • Die schielbedingte Sehschwäche ist nach Schuleintritt nur noch schlecht, später gar nicht mehr korrigierbar. Je jünger das Kind bei Behandlungsbeginn ist, umso besser sind die Ergebnisse.
  • Schielen kann organische Ursachen im Auge haben (Linsentrübung, Mißbildung, Tumor, Netzhautablösung). Deshalb gehört die Untersuchung des Augenhintergrundes zur Abklärung jedes neu aufgetretenen Schielens.

Unsere Experten für Augenmuskellähmungen und Schielen

Prof. Dr. Walter Rüssmann

Walter Rüssmann

Spezialist für Manifestes und latentes Schielen - asthenopische Beschwerden - Oberlidsenkung (Ptosis)
Prof. Dr. Herbert Kaufmann

Herbert Kaufmann

Spezialist für Manifestes und latentes Schielen - asthenopische Beschwerden - Oberlidsenkung (Ptosis)